Als Webseitenbetreiber, der seine Webseiten komplett oder teilweise über Werbung finanziert, kann einem ein Blick in die Downloadstatistik des AdBlock Plus Addons für den Firefox-Browser die Tränen in die Augen treiben, denn es ist mittlerweile die am häufigsten heruntergeladene und genutzte Firefox-Erweiterung überhaupt. Mit dem AdBlock-Addon können Websurfer gezielt Werbung auf Webseiten blockieren und obendrein durch den Download vorgefertigter Filterlisten nahezu sämtliche Werbeeinblendungen auf allen Webseiten auf einen Schlag verschwinden lassen.
Mittlerweile wurde das AdblockPlus-Addon für Firefox mehr als 133 Millionen mal heruntergeladen, es wird täglich von mehr als 12 Millionen Nutzern verwendet, und auch die Version für Google Chrome hat bereits mehr als eine Million Nutzer täglich. Glücklicherweise gibt es für Webmaster einige Möglichkeiten, Nutzer von AdBlockern gezielt zu erkennen und anzusprechen. In diesem Artikel werden diese Möglichkeiten vorgestellt und die Vor- und Nachteile der Nutzung von solchen "Anti-AdBlock"-Techniken erläutert.
AdBlock-Nutzer blockieren überhaupt sinnvoll?
Bevor man sich die Mühe macht, evtl. mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, sollte man zunächst einen Moment innehalten und darüber nachdenken, ob es überhaupt sinnvoll ist, AdBlock-Nutzer von der eigenen Webseite auszusperren. Denn die entscheidende Frage ist, warum Websurfer überhaupt Werbung blockieren. Ein Grund ist mit Sicherheit, dass es für Webseitenbetreiber in den letzten Jahren fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden ist, dass selbst auf so bekannten Webseiten wie Spiegel Online bei jedem Seitenaufruf wild blinkende und seitenfüllende Flash-Anzeigen neben oder sogar in den Newsartikeln zu finden sind, die extrem vom Lesen und den eigentlichen Webseiteninhalten ablenken. Bei solch ausufernder Werbung haben AdBlocker durchaus eine Daseinsberechtigung, um zumindest die nervigsten Werbebanner verschwinden zu lassen. Leider werden bei der Installation von AdBlock-Browserplugins meistens gleich vorgefertigte Filterlisten mit installiert, die nahezu sämtliche Werbung von allen Webseiten entfernt, wozu z.B. auch harmlose und unaufdringliche Textwerbung zählt.
Durch die Blockierung sämtlicher Werbung im Internet wird jedoch den kostenlosen Webseiten meistens die einzige Finanzierungsgrundlage entzogen, weshalb aus Sicht der Webseitenbetreiber durchaus ein Bedürfnis besteht, AdBlock-Nutzer gezielt anzusprechen. Man muss diese Nutzer ja nicht gleich komplett aussperren, denn man könnte zum Beispiel auch nur bei jedem Seitenaufruf einen freundlich formulierten Hinweis einblenden lassen, dass doch bitte das AdBlock-Plugin deaktiviert werden sollte. Oder man könnte für AdBlock-Nutzer dort wo eigentlich die Werbung erscheinen würde einen Spenden-Button einblenden.
Technische Lösungen: so funktioniert's:
Antiblock.org - Anti Adblock Script
Ein sehr ausgereiftes Script auf JavaScript-Basis bietet Antiblock.org an. Vor dem Download kann man hier in einem Wizard zahlreiche Optionen festlegen, u.a. ob und wenn ja nach wie vielen Sekunden der Besucher die AdBlock-Warnmeldung schließen können soll. Wenn man alle Wunschoptionen festgelegt hat, kann man direkt den angepassten Code-Schnipsel herunterladen und in die eigene Webseite einbauen. Da das Skript weitestgehend minimiert ist und weniger als 4kb groß ist, verringert sich die Seitenladedauer nach dem Einbau nur unwesentlich. Das Skript funktioniert von Haus aus u.a. für Werbebanner von Google AdSense, adscale, Contaxe und diverse Layer-Anbieter, d.h. wenn einer dieser Banner blockiert wird, erscheint die Warnmeldung.
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Anti-AdBlock WordPress Plugin:
Für die WordPress-Blogsoftware gibt es ein fertiges Plugin, das ohne Programmierkenntnisse installiert werden kann. Dieses Plugin bietet die Option, die AdBlock-Warnmeldung nicht direkt beim ersten Besuch einer Webseite anzuzeigen, sondern erst ab einer bestimmten Anzahl von Seitenaufrufen. So kann man sicherstellen, dass neue Besucher nicht sofort verscheucht werden und die Webseite erstmal ohne Störung kennenlernen können. Die Warnmeldung kann bei diesem Plugin entweder als kleine Benachrichtigungs-Zeile am oberen Bildrand eingeblendet werden, oder als seitenfüllender Hinweis. Außerdem kann man in den Optionen festlegen, ob der Hinweis von den Benutzern wegklickbar sein soll oder nicht.
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Eigenes Anti-Adblock-Script programmieren:
Neben den vorgefertigten Scripten kann man sich auch mit relativ einfachen Mitteln ein eigenes "Anti Adblock"-Script schreiben. Dazu muss man nur eine neue JavaScript-Datei namens "banner.js" erstellen (oder mit einem anderen Dateinamen, der von AdBlockern immer blockiert wird). In dieser JavaScript-Datei modifiziert man dann eine einzige Variable und prüft anschließend im Footer der normalen Webseite nach dem Aufruf der banner.js-Datei, ob diese geladen wurde und die Variable entsprechend verändert wurde. Falls nicht, ist ein AdBlocker im Einsatz. Dieser Code-Schnipsel müsste in den Footer der Webseite eingebaut werden:
<script type="text/javascript"> // <![CDATA[ adblock_aktiv = true; // ]]> </script> <script type="text/javascript" src="http://meinedomain.de/banner.js"></script> <script type="text/javascript"> // <![CDATA[ if (adblock_aktiv) { alert('Bitte AdBlocker deaktivieren!'); } // ]]> </script> |
Und die Datei banner.js müsste dann nur diese eine Zeile als Inhalt haben:
adblock_aktiv = false; |
Mit diesem sehr einfachen Beispiel kann man schon einen Großteil der Adblocker erkennen. Es lässt sich sehr einfach anpassen und ausbauen.
Weitere Anti AdBlock Scripts:
Es gibt neben der hier vorgestellten Lösungen noch zahlreiche weitere über Google auffindbare Scripts, mit denen man die Verwendung von AdBlockern erkennen kann. Es gibt sogar einige Ansätze, dies ganz ohne JavaScript und nur über CSS zu machen.
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Anteil der AdBlock-Nutzer messen:
Wer vor der Nutzung eines Anti AdBlock Scripts erstmal wissen möchte, wie hoch die Verbreitung von AdBlockern auf der eigenen Webseite ist, kann dafür die folgenden Zeilen JavaScript-Code als Basis nehmen. Dieses konkrete Beispiel funktioniert so nur, wenn der Google AdServer (DFP Small Business) genutzt wird, kann aber sehr einfach für die Messung anderer Werbenetzwerke angepasst werden:
<script type="text/javascript"> /* <[CDATA[ */ if (typeof GS_googleEnableAllServices == 'function') { document.write('<img src="ZÄHLERBILD_OHNE_ADBLOCKER" width="1" height="1"/>'); } else { document.write('<img src="ZÄHLERBILD_MIT_ADBLOCKER" width="1" height="1"/>'); } /* ]]> */ </script> |
Hier wird einfach überprüft, ob eine vom Google AdServer definierte Funktion existiert. Ist dies nicht der Fall, wurde die JavaScript-Datei des Google AdServers blockiert und nicht geladen. Je nachdem ob AdBlock aktiv ist oder nicht, wird eine unterschiedliche Bilddatei aufgerufen und macht sich somit in den Logdateien bemerkbar. Die Prozentzahlen der AdBlock-User kann man dann z.B. ermitteln, indem man in den Logdateien die Zeilen zählt, in denen die entsprechenden Bilder aufgerufen wurden. Natürlich könnten die aufgerufenen Bildadressen auch einfach dynamische PHP-Scripte sein, die jeweils einen Counter in einer Datenbank hochzählen und anschließend über die GdLib einfach ein transparentes Bild ausgeben.
Wer andere Werbebanner nutzt und mit obigem Script die Anzahl der User ermitteln möchte, die genau diese Banner blockieren, muss sich einfach eine beliebige Funktion oder Variable aus dem JavaScript-Code des Werbebanners suchen und in der if-Abfrage des obigen Code-Schnipsels deren Existenz überprüfen.
Wer sich die Mühe macht, die individuelle AdBlock-Verbreitung auf der eigenen Webseite zu messen, hat eine viel bessere Entscheidungsgrundlage für oder gegen den Einsatz von Anti-Adblock-Warnmeldungen. Denn je nach Webseite kann die Verbreitungsrate sehr stark variieren, je nachdem wie technik-affin die eigene Zielgruppe ist.
Fazit:
Ein für alle Webmaster gültiges Fazit lässt sich bei diesem Thema nicht ziehen, da jeder selber entscheiden muss, wie sehr er auf die Werbeeinnahmen angewiesen ist und ob er auf die AdBlock-Nutzer komplett verzichten will. Mit den hier vorgestellten Scripts hat aber jeder Webmaster die Möglichkeit, selbst ohne Programmierkenntnisse entweder nur die AdBlock-User mit einer wegklickbaren Meldung zu beglücken, oder diese komplett auszusperren.
Auf jeden Fall sollte jeder Webmaster aber auch mal die Platzierung und Art der eigenen Werbebanner überdenken. Müssen es wirklich großformatige und wild blinkende Layer-Anzeigen sein, die nach dem Klick auf den "Schließen"-Button auch noch ein Pop-Under öffnen? Würde man das nicht auch selber auf anderen Webseiten als lästig empfinden?
Andere Meinung oder eigene Erfahrungen?
Wer hat weitere Tipps, Erfahrungen oder Fragen zum Umgang mit AdBlock-Usern? Die Kommentarfunktion unten auf dieser Seite darf gerne für eine Diskussion zu diesem Thema genutzt werden.


