Der neueste Trend im Online-Marketing-Business sind momentan Online-Werbemarktplätze, die meistens nach dem Auktionsprinzip funktionieren und deshalb mit dem Argument werben, dass sie für faire Marktpreise sorgen und Direktbuchungen einzelner Webseiten auf sehr einfachem Weg ermöglichen würden. Wir haben auch bei VermarkterCheck eine eigene Kategorie für diese Anbieter, doch in diesem Newsartikel soll es um etwas anderes gehen, und zwar um die Tatsache, dass immer mehr und immer kleinere Anbieter mit Standardskripten auf diesen Zug aufspringen wollen. Publisher können in diesem Artikel lernen, wie sie seriöse Anbieter von weniger Erfolg versprechenden Anbietern unterscheiden können. Und wer unbedingt immer schon mal einen auf "Vermarkter" machen wollte, der findet hier ein paar Hinweise, wie er dies technisch gesehen ohne große Vorkenntnisse anstellen kann.
Der erste Online-Marktplatz, bei dem es auffallend war, dass es sich nicht um eine Eigenentwicklung handelte, war Schaltplatz, ein Produkt der Ceramex Media GmbH, die bisher nur als klassischer Online-Vermarkter tätig war. Der Marktplatz, den Ceramex Media unter der Domain schaltplatz.de ist Netz gestellt hat, ist lediglich ein eingekauftes Skript des AdServer-Betreibers adNET aus dem beschaulichen 3000-Seelen-Dorf Auma in Thüringen. Für dieses Whitelabel-Skript stellt adNET.de unter www.handelsplattform24.de eine Demo-Version zur Verfügung, von der sich schaltplatz.de nur durch ein etwas anderes Layout unterscheidet. Wer mit diesem System einen eigenen Online-Werbemarktplatz starten möchte, muss an adNET relativ hohe Lizenzgebühren im drei- bis vierstelligen Bereich pro Jahr bezahlen, obwohl das Skript in vielen Bereichen alles andere als glänzt, was z.B. die extrem unübersichtlichen Publisherstatistiken zeigen, oder die Tatsache dass man die Webseiten im Marktplatz nicht mal sortieren kann.
Vor kurzem trudelte nun eine Email in der VermarkterCheck-Redaktion ein, aus der klar wurde, dass es mittlerweile sogar möglich ist, für noch weniger finanziellen Aufwand einen Online-Werbemarktplatz zu eröffnen (für nur 99 US-Dollar, um genau zu sein). Und zwar kam die Email von allfive.de, einem Marktplatz, der eher nach "Kinderzimmer-Productions" aussah als nach seriösem Vermarkter. Abgesehen davon, dass die Webseite ständig Fehlermeldungen warf und das Impressum als Bild versteckt war, waren dort auch nur zwei Webseiten im Marktplatz gelistet, die noch dazu vom Betreiber des Marktplatzes selber stammten. Da ein Mitglied aus unserer Redaktion kurz zuvor bereits einmal einen Marktplatz gesehen hatte, der exakt dasselbe Layout hatte, machten wir uns auf die Suche, wie dies möglich ist, und stießen sehr schnell darauf, dass es ein als "AdBrite-Klon" beworbenes Skript namens AdQuick gibt, das man hier für 99 US-Dollar kaufen und herunterladen kann.
Die Liste der Funktionen von AdQuick liest sich recht vielversprechend, und es sieht durchaus danach aus, dass man damit auf jedem 08/15-Webserver einen Werbemarktplatz installieren kann. Wie die Performance dann bei zehntausenden gleichzeitigen Zugriffen aussehen würde, ist eine andere Frage und auch nicht Bestandteil dieses Artikels.
Denn eigentlich sollten diese beiden Beispiele nur zeigen, wie einfach es heutzutage geworden ist, ohne technische Detailkenntnisse und nur durch die Investition eines geringen Geldbetrages einen Online-Werbemarktplatz zu starten. Deshalb sollte jeder Publisher sehr genau hinschauen, bei welchen Marktplätzen er sich überhaupt anmeldet, denn bei kleinen Anbietern ohne technische Kenntnisse bestehen große Gefahren, dass z.B. die Performance der eigenen Webseite durch die eingebauten Ad-Tags massiv ausgebremst wird. Außerdem birgt zumindest das letztgenannte AdQuick-Skript die Gefahr, dass durch den für jeden zugänglichen Quelltext eventuell vorhandene Sicherheitslücken sehr einfach ausgenutzt werden können, und somit Manipulationen Tür und Tor geöffnet wären. Wenn man solche Standardskripte für Diskussionsforen oder Blogs nutzt, mag dieses Risiko noch kalkulierbar sein - wenn es wie bei Online-Werbemarktplätzen aber um reales Geld geht, kann dies sehr schnell für hohe finanzielle Verluste sorgen.
Nur die erfolgreiche Installation eines Standardskriptes ergibt noch keinen erfolgreichen Werbemarktplatz, denn wenn der Betreiber nicht gleichzeitig gute Kontakte im Online-Marketing-Business hat, fehlen ihm sowohl die Werbekampagnen, als auch die Publisher für seinen Marktplatz.
Gleichwohl sind die Standardskripte von externen Anbietern aber auch nicht zu verteufeln, denn nur weil jemand technischen Sachverstand extern einkauft, heißt das noch lange nicht, dass er ein Projekt nicht zum Erfolg führen kann.
Wir hoffen, dass wir mit diesem Artikel den einen oder anderen Publisher etwas sensibilisieren konnten, so dass bzgl. Werbemarktplätzen die Spreu besser vom Weizen getrennt werden kann. Einen umfangreichen Vergleich zahlreicher Online-Werbemarktplätze gibt es auch hier bei uns auf VermarkterCheck.de.
P.S.: Mittlerweile scheint sich allfive.de übrigens in AdsWord umbenannt zu haben, zumindest lässt das Logo auf der Webseite darauf schließen. Man scheint dort wirklich kein Fettnäpfchen auszulassen, denn was Google mit seinem AdWords-Programm und eingetragener Marke davon halten wird, dass jemand unter dem Label "AdsWord" im selben Markt mitmischen möchte, kann sich jeder denken.